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You are here: FächerGESCHICHTEBesinnungstage in Krakau/ Auschwitz


Besinnungstage

Besinnungstage gehören zu den traditionellen Angebote für die angehenden Abiturienten kurz vor dem Ende ihrer Schulzeit am Don-Bosco-Gymnasium. In verschiedenen Exkursionen werden religiöse, politische, gesellschaftliche und Lebensfragen in den Blick genommen. Ein ganz besonderes Angebot mit einem historischen Schwerpunkt nutzten Schülerinnen und Schüler, die nach Polen fuhren.
 
Sie verbrachten diese Tage in der Krakauer Niederlassung der Salesianer Don-Boscos. Schwerpunkte des Aufenthaltes waren:
 
Im Oscar Schindler Museum wird heute die Geschichte Krakaus unter der nationalsozialistischen Besatzung thematisiert. Auch wenn es keine begleitende Führung gibt, wird jeder Besucher von dieser Ausstellung durch ihre Gestaltung angesprochen und in den Bann gezogen. Der Museumsabschnitt, der das Leben, Schicksale und Ereignisse während des Krakauer Ghettos darstellt, ist z.B. so angelegt, dass sich die Besucher zwischen zwei Mauern bewegen – nachempfunden denen, die sich um das Krakauer Ghetto zogen. Auch in dem als Steinbruch gestalteten und mit einer Fotowand umgebenden Raum, der einen Teil eines Konzentrationslagers darstellen soll, wird der Betrachter gleichsam hineingezogen.
 
Am nächsten Tag fuhr die Don-Bosco-Gruppe zum Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Hinter dem zynisch gestalteten Eingangstor und der Aufschrift "Arbeit macht frei" verbarg sich seit 1940 auf einem ehemaligen Militärgelände ein Lager, in dem Menschen allmählich durch Hunger, schwere Arbeit, medizinische Experimente und Folter getötet oder exekutiert wurden. In den Häftlingsblocks und auf dem gesamten Gelände befindet sich heute eine Ausstellung, die den Besuchern die Unmenschlichkeit des nationalsozialistischen Regimes gegenwärtig werden lässt. In einer Etage sind hinter einer tribünenartig gestalteten Glasvitrine zwei Tonnen menschlicher Haare aufgebahrt, die den Opfern abgeschnitten wurden. Koffer, schnell noch beschriftet mit dem Namen des Besitzers, einer Adresse oder einem Geburtsdatum, um ihn später wieder zu finden – dabei führte der Weg der Menschen unmittelbar nach der Abgabe der Koffer in die Gaskammern – liegen hinter einer ebenso großen Glasvitrine in einem weiteren Ausstellungssaal.
 
 
Einen nicht weniger erschütternden Anblick bieten die ausgestellten persönlichen Gegenstände der Deportierten, die nach der Befreiung des Lagers gefunden wurden: Gebetsbücher, Prothesen, Brillen, Schuhe, Kinderkleidung.
 
Im Todesblock und in Block 11, wo sich die Zelle von Pater Maximilian Kolbe befand, der für einen Mitgefangenen in den Hungertod ging, wurde das Grauen und der Sadismus des Nazi-Regimes drastisch vor Augen geführt. Alles zusammen machte die erzählte Geschichte gleichsam lebendig, auch wenn sie überhaupt nicht begreifbar wurde. Wie können Menschen ihre Mitmenschen so quälen, sich solch erniedrigende und Tod bringende Taten ausdenken?
 
Dass auch Menschen im Stadtteil Essen-Borbeck betroffen waren, hatten die Jugendlichen bereits im Unterricht erfahren. In einem Ausstellungsraum sahen sie nun eine Karte, die zeigte, aus welchen Teilen und Städten Europas die Transporte nach Auschwitz gingen – auch die Stadt Essen war auf der Karte eingezeichnet.
 
Die Konfrontation mit dieser Vergangenheit ging den Jugendlichen sehr nahe. Nicht jeder schaffte es, den Gang durch alle Ausstellungsräume mitzugehen.
 
 
 
Nachdenklich und zutiefst betroffen gingen sie danach in das Vernichtungslagers Auschwitz Birkenau, durch dessen Tor die Schienen zur Todesrampe führten. Hier kamen die Menschen nach oft tagelangen Fahrten eingepfercht in Güterwagons an und wurden direkt nach Geschlechtern sowie nach arbeitsfähigen und sofort zur Vernichtung in den Gaskammern bestimmten Gruppen getrennt. Einige dieser Transporte hatten ihren Ausgangspunkt auch in Essen-Borbeck.
 
 
Der letzte Tag stand im Zeichen der Begegnung mit Spuren jüdischer Kultur in Krakau. In Kazimierz lebten 1939 rund 60.000 Menschen jüdischen Glaubens, was etwa einem Viertel der Krakauer Bevölkerung entsprach. Der Rundgang durch das Stadtviertel führte zur Synagoge Remu, in der bis heute Gottesdienste abgehalten werden. Während des Zweiten Weltkrieges zerstört und beraubt, ist sie 1957 wieder aufgebaut worden und wird aktuell restauriert. Neben der Synagoge befindet sich der älteste jüdische Friedhof in Krakau.
 
Der Bummel durch den Stadtbezirk ließ bei eiskalten Temperaturen nur erahnen, dass dieser heute einer der angesagtesten Szenetreffs Krakaus ist.
 
Mit vielen neuen Eindrücken ging es für die Don-Bosco-Schüler zurück nach Essen.
 
(G. Schrepper)